Teil 2 der Serie „Energetisch Sanieren“
In Teil 1 unserer Serie „energetisch Sanieren“ sprachen wir mit Prof. Dr. Alexander Reinartz über die Sanierung von Heizanlagen. Nun beantwortet uns der Klimatechnik-Profi von der Fachhochschule Bingen die drängendsten Fragen zur Fassadendämmung.
Was ist denn wirtschaftlicher: neue Heizungsanlage oder Fassadendämmung?
Einige Fachleute sagen immer wieder: Dämmen, dämmen, dämmen. Ich sehe das etwas anders. Zuerst sollte man prüfen, obeine Heizungssanierung nicht vorgezogen werden sollte. Das ist viel preiswerter und viel wirtschaftlicher als eine Fassadendämmung. Die Heizungssanierung amortisiert sich nach weniger als zehn Jahren, eine neue Fassade rechnet sich oft erst nach 20 bis 30 Jahren. Wenn die Heizung noch in Ordnung ist, sollte man zuerst an das Dämmen der Fassade denken.
Nach der Fassadendämmung ist die Heizung automatisch überdimensioniert: muss dann immer die Heizanlage neu gemacht werden?
Die Überdimensionierung ist nur problematisch, wenn die Heizung älter als 20 Jahre ist. Bei neueren Heizkesseln ist es so, dass sie bei Schwach- oder Teillast sogar einen leicht höheren Wirkungsgrad haben als bei Volllast. Daher ist es in der Regel kein Problem, die Fassade vor der Heizung zu sanieren.
Geht von dem Dämmmaterial eine erhöhte Brandgefahr aus?
Was in den Medien zu lesen war, ist aus meiner Sicht eher unnötige Panikmache. Meist werden Polystyrol-Platten verwendet. Die Materialien fallen in die Klasse „schwer entflammbar“. Das heißt: Sie können brennen, aber eben nicht so leicht. Die Dämmstoff-Hersteller machen zudem Vorgaben, wie die Isolierung durchgeführt werden muss. Alle zwei Stockwerke muss ein Brandriegel eingezogen werden, der aus 20 cm nicht brennbarem Material bestehen soll. Dann kann sich der Brand nicht so gut an der Wand hocharbeiten.
Oft kommt es nach der Sanierung der Fassade und Fenster zu Schimmelbildung…
Das ist in der Tat ein großes Problem. Das kommt häufig von falschen Lüftungsgewohnheiten der Bewohner. Bei alten Fenstern ist durch Undichtigkeiten ein großer Luftaustausch möglich. Dadurch kann die angesammelte Feuchtigkeit stets aus den Räumen entweichen. Das ist bei neuen Fenstern dann nicht mehr möglich. Die zu hohe Luftfeuchtigkeit kann dann zu Schimmel führen. Die Lösung heißt Stoßlüften. Die Bewohner müssen ihr Lüftungsverhalten nach der Sanierung ändern. Gegebenenfalls ist es auch ratsam, eine mechanische Lüftungsanlage zu installieren. Es gibt auch Fenster mit Lüftungsöffnungen, die automatisch öffnen, wenn die Feuchtigkeit innen zu hoch ist.
Bei der Dämmung kommt es nicht auf die Dicke der Wände an. Entscheidend ist die Wärmeleitfähigkeit des Materials. Die ist bei Steinen meist besonders hoch und damit ungünstig. Daher ist insbesondere bei Altbauten die Dämmung äußerst sinnvoll. 12 bis 14 cm Isolierung sind heute Stand der Technik, dicker lohnt sich in der Regel nicht.
Wie viel lässt sich mit der Dämmung einsparen?
20 bis 50 Prozent können je nach Ausgangssituation eingespart werden. Die Dämmung der obersten Geschossdecke bringt enorm viel, weil sie relativ preiswert umsetzbar ist. Kosten liegen etwa bei 50 Euro pro Quadratmeter. 14 cm Glaswolle, Pressspanplatte drüber, fertig.
Muss im Anschluss an eine Fassadendämmung die Heizanlage neu eingestellt werden?
Ja, das ist meist dringend nötig. Die Heizungswassertemperatur, also die Vorlauftemperatur muss abgesenkt werden. Bei alten Anlagen liegt sie oft bei 80 bis 90 Grad Celsius, das kann man deutlich reduzieren. Dadurch werden Leitungs- und Wärmeverluste minimiert. Ist die Heizungsanlage älter als 20 Jahre, sollte man sogar über Austausch nachdenken.
Was sind die häufigsten Fehler, die Sie in der Praxis beobachten?
Nicht abgestimmte Heizungsanlagen. Oft wird die Fassade gedämmt und wenn später die Heizung ersetzt wird, wird einfach wieder die gleich dimensionierte Heizung eingebaut. In den meisten Fällen kann eine deutlich kleinere Heizungsanlage installiert werden. Eigentümer sollten auch prüfen, ob die Heizung auf die neuen Begebenheiten abgestimmt wurde. Bei Wärmepumpen-Heizungsanlagen stellen wir sehr häufig fest, dass Berechnungsfehler gemacht werden. Die Wärmepumpen-Anlage ist dann zu klein dimensioniert, der gewünschte Spareffekt tritt nicht ein. Die Leute wundern sich dann über hohe Stromrechnungen.
Im Teil 3 unserer Serie wird Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Klimaschutz und Energiewende beim Verband Deutsche Umwelthilfe zum Thema interviewt.
Ich persönlich kann nur bestätigen das man Geld spart, wenn man eine Gebäude Sanierung gemacht hat. Mein Verbrauch hat sich nur durch energetisch Sanieren um fast 25% verringert,