WEG-Verwalter

Ausbildung für WEG-Verwalter

WEG-Verwalter
Stephan Hacke

WEG-Verwalter – diesen Job kann nicht jeder machen. Eine geregelte Ausbildung gibt es in Deutschland nicht, dabei stellt das Verwalten von Wohnungseigentum hohe Anforderungen: Sie erfordert vor allem fundierte rechtliche und wirtschaftliche Kenntnisse. Nötig ist aber auch technisches Grundwissen. Laien, die nebenberuflich verwalten, sehen sich daher nicht selten vor Probleme gestellt. Doch wie den Beruf des WEG-Verwalters erlernen? Da eine gesetzlich verankerte Berufsausbildung oder ein festgelegtes Qualifikationsprofil fehlen, springen private Anbieter mit speziellen Bildungsangeboten in die Bresche. So bietet das Europäische Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) in Bochum Lehrgänge in der WEG-Verwaltung an. Stephan Hacke vom EBZ erklärt im Interview, wie die Fortbildung für WEG-Verwalter funktioniert.

Herr Hacke, weshalb sollten Wohnungseigentümer Ihrer Meinung nach Profis als WEG-Verwalter einsetzen?

Auf dem Feld der Wohnungseigentumsverwaltung werden viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen. Damit befindet man sich oft in einer rechtlichen Grauzone. Vieles wird zwar nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Aber an eine mögliche Haftung wird dabei vielfach nicht gedacht. Mit der Beauftragung eines professionellen WEG-Verwalters übertragen Sie die möglichen Konsequenzen auf jemanden, der ein fundiertes Hintergrundwissen besitzt.

Warum hat sich das EBZ entschieden, einen Lehrgang für WEG-Verwalter anzubieten, obwohl es keine formalen Zugangsvoraussetzungen für diesen Beruf gibt?

Der Beruf des WEG-Verwalters ist wesentlich komplexer als viele glauben. Ein Hausverwalter muss neben dem WEG-Recht auch Kenntnisse in Sachen Mietrecht, Instandhaltung und –setzung sowie Versicherungen mitbringen. Er muss zudem über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügen, kommunikations- und argumentationsstark sein und auch zwischen Parteien vermitteln können. Mit unserem Fernlehrgang „geprüfte/r Immobilienverwalter/in (EBZ)“ haben wir einen Lehrgang entwickelt, der insbesondere zukünftige WEG-Verwalter anspricht und sie mit dem nötigen immobilienwirtschaftlichen Handwerkszeug ausstattet. Dieses Programm richtet sich speziell an Seiteneinsteiger. Demgegenüber bietet sich unser Lehrgang „Immobilienfachverwalter/-in für Wohnungseigentum (IHK)“ eher für berufserfahrene Profis in der WEG-Verwaltung an.

Welches sind die wesentlichen Inhalte des letztgenannten Lehrgangs?

Im Mittelpunkt steht hierbei die praktische Tätigkeit eines WEG-Verwalters. Neben dessen Brot- und Butter-Geschäft, also der Verwaltung von Immobilien, werden aber auch Fragen der Versicherungen, der Zwangsverwaltung und Betriebskostenabrechnung aufgegriffen. Da ein WEG-Verwalter immer die Beschlüsse einer WEG-Gemeinschaft operativ umsetzt und daher insbesondere auch gebäudetechnische Kompetenzen braucht, wird auch dieser Aspekt gelehrt. Das Thema Verwaltung muss zudem juristisch fundiert werden, und deshalb ist auch das WEG-Recht Inhalt des Lehrgangs. Während des Programms bereiten sich die Teilnehmer auf die Abschlussprüfung vor, die in Kooperation mit der IHK Mittleres Ruhrgebiet durchgeführt wird. Hier ist neben einem schriftlichen Teil auch eine Projektarbeit eingeführt worden, in denen die Teilnehmer ihr eigenes Thema bearbeiten, indem sie beispielsweise ein fundiertes Problem aus ihrem beruflichen Alltag zu lösen versuchen.

WEG-Verwalter brauchen Mindestqualifikationen

Warum muss hierzulande nicht jeder WEG-Verwalter die in Ihren Lehrgängen vermittelten Kenntnisse besitzen? Sollte es aus Ihrer Sicht Mindestqualifikationen für Hausverwalter geben?

Ich komme ganz frisch vom Deutschen Verwaltertag aus Berlin zurück. Dort wurde dieses Thema heiß diskutiert. Die Geschäftsführung des Immobilienverwalter-Dachverbandes DDIV verfolgt dieses Ziel und vertritt es gegenüber der Politik, und zwar sehr zielstrebig. Wie ich bereits anführte, ist die berufliche Tätigkeit eines WEG-Verwalters sehr komplex und auch verantwortungsvoll. Daher ist es geradezu eine Pflicht für jeden Hausverwalter, rechtliche und kaufmännische Mindestkenntnisse zu besitzen. Bislang kann diesen Beruf aber jeder „einfach so“ ausüben. Ich bin froh, dass sich die Verwalterverbände jetzt absprechen und eine Mindestqualifikation vorantreiben, so wie es sie in fast allen anderen Berufen auch gibt – warum also ausgerechnet für die Tätigkeit des WEG-Verwalters nicht?

Was macht Ihren Lehrgang zum Immobilienfachverwalter in Ihren Augen besonders praxisnah und anwendungsbezogen?

Der Lehrgang wurde zusammen mit der Branche und für die Branche entwickelt. Wir haben dabei Wert darauf gelegt, exakt die Themen aufzuarbeiten, die sich den WEG-Verwaltern in ihrer beruflichen Praxis stellen. Viele der Dozenten haben selbst Berufserfahrung als WEG-Verwalter. Sie beziehen durch ihre aktive Unterrichtsgestaltung die Teilnehmer direkt mit ein, die bereits auf ihre eigenen Erfahrungen aus der beruflichen Praxis zurückgreifen können. So kann im Unterricht dann auch einmal kontrovers diskutiert werden. Unsere Dozenten sind in der Lage, auch mal „aus dem Nähkästchen zu plaudern“. In unserem Lehrgang werden also praktisches unt theoretisches Wissen verzahnt – praxisorientiertes Wissen allein ist nämlich auch nicht zielführend, es bedarf auch theoretischer Grundlagen.

Über welche Erfahrungen verfügen die Dozenten?

Die Dozenten sind „alte Hasen“ in ihrem Geschäft und absolute Profis. Neben WEG-Verwaltern referieren auch Dozenten des VNWI, DDIV, BVI sowie Führungskräfte aus Wohnungsunternehmen und WEG-Fachanwälte. Viele der Dozenten gehören zum festen Stamm des Dozententeams des EBZ und haben große Erfahrung in der Seminar- und Lehrgangsarbeit.

Weiterbildung für erfahrene WEG-Verwalter

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit Ihrem Lehrgang an?

Als Zielgruppe sehen wir Personen, die bereits über Erfahrung als WEG-Verwalter verfügen. Neueinsteigern in das Geschäft raten wir hingegen eher zu unserem 12-monatigen Fernlehrgang zum Geprüften Immobilienverwalter. Viele der aktuellen Teilnehmer sind Immobilienkaufleute, daher können wir ein gutes Grundniveau voraussetzen.

Auf welchen Gebieten sollten die Teilnehmer beider Lehrgänge Vorkenntnisse mitbringen?

Während der Fernlehrgang eher Basiswissen vermittelt, sollten die Teilnehmer des Lehrgangs zum Immobilienfachverwalter bereits eine etwa 2-jährige Berufserfahrung als WEG-Verwalter mitbringen. Alternativ bieten wir den Kurs auch den Absolventen unserer anderen Lehrgänge (beispielsweise Immobilienkaufmann, Immobilienverwalter und –fachwirt) an, da sie dadurch bereits fundiertes Wissen in der Immobilienwirtschaft nachweisen konnten. Uns ist wichtig, dass sich die Teilnehmenden auf Augenhöhe begegnen und die Gruppe nicht zu heterogen ist.

Wie hoch ist der Zeit- und Kostenaufwand für die Teilnehmer des Lehrgangs zum Immobilienverwalter?

Unser Lehrgang beinhaltet insgesamt 12 Präsenzunterrichtstage, die in vier Blöcken durchgeführt werden. Ein Unterrichtstag ist einem Tagesseminar sehr ähnlich. Die gesamte Lehrgangsdauer erstreckt sich über rund fünf Monate. Die Teilnahmegebühr beträgt 1.950 €. Unsere Absolventen und aktuellen Teilnehmer erhalten dann allerdings bei anderen Veranstaltungen, zum Beispiel bei der jährlich stattfindenden WEG-Tagung im EBZ, ein sehr kostengünstiges Angebot.

Wie können WEG-Verwalter, die an dem Lehrgang teilnehmen möchten, finanziell gefördert werden?

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat ein Förderprogramm aufgelegt, das die Teilnehmer mit 500 € unterstützt. Ebenso hat nahezu jedes Bundesland ein eigenes Förderinstrument eingerichtet – in NRW ist dies der „Bildungsscheck“, in Hessen der „Qualifizierungsscheck“ oder in Niedersachsen die Initiative „IWiN“ („Individuelle Weiterbildung in Niedersachsen“). Soll eine Fördermaßnahme in Anspruch genommen werden, ist es unbedingt notwendig, dass vor der Anmeldung zu einem unserer Lehrgänge ein Beratungsgespräch besucht wird. Dieses wird oft von einer VHS oder IHK angeboten. Diese Stellen entscheiden dann über die Vergabe der Förderung. Der Förderungsbeleg kann dann mit der Anmeldung bei uns eingereicht werden und wir verrechnen den Betrag.

Hier finden Sie das Lehrgangsangebot des EBZ für WEG-Verwalter.

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