Die Wohnbau gibt etwas zurück

1976 fassten die damaligen Gesellschafter der Wohnbau GmbH aus ihrer christlichen Grundüberzeugung heraus einen weitreichenden Entschluss: Sie wollten das Unternehmensvermögen für alle Zeiten und unabhängig von späteren Erben dauerhaft in den Dienst am Menschen stellen. Sie gründeten die Stiftung Wohnhilfe, die damit mittelbar auch Eigentümerin der Wohnbau Service Bonn ist. Diese Entscheidung ist eng verknüpft mit der Geschichte der Konzernmutter.

Rückblende in die Zeit nach Ende des 1. Weltkriegs: Das Deutsche Reich hatte den Krieg verloren und von den Siegern hohe Reparationsleistungen auferlegt worden. Die Inflationsrate erreichte 1921 bereits mehr als 100 %. Die Landflucht, die schon im 19. Jahrhundert aufgrund der rasanten Industrialisierung eingesetzt hatte, wurde durch die Umstellung auf Kriegswirtschaft noch forciert. Nach 1918 nahm das Wohnungselend Ausmaße an wie in den schlimmsten Zeiten der Frühindustrialisierung. Erst ab 1919 schuf die Weimarer Republik ein System öffentlicher Wohnungsbauförderung, um die akute Wohnungsnot zu bekämpfen.

In dieser Phase wurde am 20. Dezember 1921 die heutige Wohnbau GmbH als „Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung zum Bau von Wohnungen für Festbesoldete“ in Berlin gegründet und am 24. März 1922 ins Handelsregister eingetragen. Ihr satzungsgemäßer Zweck war es, „für minderbemittelte Festbesoldete gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen schaffen.“ „Minderbemittelte Festbesoldete“ waren nach damaligem Verständnis vor allem Angehörige der neugegründeten Reichswehr. Entsprechend orientierten sich die Neubauprojekte auch an den Standorten von Heer und Reichsmarine.

1939, also unmittelbar vor Beginn des 2. Weltkriegs, bewirtschaftete die Wohnbau knapp 10.000 Wohnungen in 120 Städten und Gemeinden. 1945 waren 1.632 Wohnungen zerstört, in den Ostgebieten östlich von Oder und Neiße gingen knapp 2.000 Wohnungen verloren, in der sowjetischen Besatzungszone wurden rund 3.500 Wohnungen enteignet. Rund zwei Drittel des Vorkriegsbestandes hatte die Wohnbau demnach eingebüßt. Nach Gründung der Bundesrepublik verlegte die Wohnbau 1951 ihren Verwaltungssitz nach Bonn. Man versuchte parallel mit der Beseitigung der Kriegsschäden, an die Tradition als Wohnungsdienstleister für die öffentliche Hand anzuknüpfen. Insgesamt war die Geschäftspolitik der Nachkriegszeit geprägt durch ein enormes Neubauprogramm. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurden knapp 17.000 Wohnungen an rund 70 Standorten bewirtschaftet. Man verweigerte sich vorausschauend dem Trend zu Großwohnsiedlungen in den 1960er und 1970er Jahren und setzte früh auf Mieterservice sowie eine professionelle dienstleistungsorientierte Verwaltung.

Die Wohnbau Service Bonn GmbH

Seit 1969 verwaltet die Wohnbau auch Wohnungseigentumsgemeinschaften. Das Geschäftsfeld entstand, weil die Eigentümer der von der Wohnbau errichteten Eigentumsanlagen an diese herantraten mit der Bitte, nun auch die Verwaltung zu übernehmen. Dieser Geschäftsbereich wurde dann in die am 18. Dezember 1998 gegründete Wohnbau Service Bonn GmbH eingebracht, einer 100 prozentigen Tochtergesellschaft der Wohnbau. Damit bildete die Wohnbau ein ganz eigenes Kompetenzfeld heraus: die WEG- und Sonderverwaltung. Heute werden ca. 3.700 Eigentumswohnungen an 19 Standorten in ganz Deutschland rechtssicher betreut. Außerdem werden 366 Gewerbeeinheiten mit insgesamt 107.000 Quadratmeter Nutzfläche an 41 Standorten verwaltet. Auch die drei Heizkraftwerke, die im Zuge der Entwicklung ganzer Siedlungen von der Wohnbau-Mutter errichtet wurden, sind ebenso wie die Entwicklung von Software und Apps in der Wohnbau Service GmbH gebündelt worden. Darüber hinaus bietet die WEG-Tochter individuell zugeschnittene Dienstleistungen:

  • Planung der lang- und mittelfristigen Instandhaltungsmaßnahmen durch eigene Architekten und Fachingenieure
  • Beratung und Unterstützung bei der Werterhaltung und Wertsteigerung von Kapitalanleger durch ausgebildete Immobilienkaufleute
  • Optimierung der Bewirtschaftungskosten und der Geldanlage
  • Regelmäßige Objektbegehungen
  • Aufbereitung der erforderlichen Angaben für die Steuererklärungen der WEG-Eigentümer

Damit erweitert die Wohnbau GmbH als Konzernmutter bis heute entscheidend ihre immobilienwirtschaftliche Konsequenz. Und sie schafft ein attraktives und abwechslungsreiches Arbeitsumfeld, in dem Mitarbeiter von der Konzernmutter in die Wohnbau Service und umgekehrt wechseln können. Auszubildende durchlaufen während ihrer Lehrzeit beide Unternehmen.

Die Gründung der Stiftung Wohnhilfe

Die gemeinnützige Vermögensbindung der Wohnbau GmbH wurde 1976 – also 14 Jahre vor Aufhebung der gesetzlichen Wohnungsgemeinnützigkeit – auf Dauer gesichert und damit die Grundlage für eine solide Eigenkapitalentwicklung geschaffen. Die damaligen Eigentümer der Wohnbau, Dr. Walther Gase, Dr. Rudolf Vogel, Dr. Herbert Schaffarczyk und Theo Blass brachten ihre Anteile in die neu gegründete Stiftung Wohnhilfe ein. Die Stiftung verfolgt seitdem ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtätige Zwecke im Sinne der Abgabenordnung. Überschüsse, die die Wohnbau und die Wohnbau Service erwirtschaften, werden anteilig von Jahr zu Jahr an die Stiftung Wohnhilfe ausgeschüttet, die diese gemeinnützigen Zwecken zuführt.

Die Stiftung Wohnhilfe fördert in diesem Rahmen die Herstellung und die Unterhaltung von Wohnungen, Heimen, Unterkünften und ähnlichen Anlagen sowie die dazugehörigen Einrichtungen und Ausstattungen für alte, behinderte oder bedürftige Menschen. Die Vergabe der zur Verfügung stehenden Mittel erfolgt durch das Kuratorium der Stiftung Wohnhilfe.

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